Entwicklungsarbeiten im Berech eingebetteter Systeme geraten meistens schnell ins Stocken sobald Probleme mit externer Peripherie auftreten. In diesen Fällen hilft das Debugging des Mikrocontrollers/Prozessors nur bedingt, denn oft sind die Probleme elektronischer Natur und können mit dem Debugger nicht oder nur schwer gefunden werden. Solche Probleme können von einer unsauberen Versorgungsspannung, über falsch dimensionierte Pullup Widerstände, bis hin zu kalten Lötstellen reichen.
In all diesen Fällen ist es extrem hilfreich ein Oszilloskop zur Verfügung zu haben. Da mein altes, analoges Oszilloskop in der Vergangenheit vermehrt für Frust gesorgt hat, musst endlich ein neues, digitales Speicheroszilloskop her.
4 Analoge Kanäle und 100 MHz Bandbreite sollten es mindestens sein. Darüber hinaus war mir wichtig bei Bedarf zusätzlich auf mindestens 8 digitale Kanäle zurückgreifen zu können. In der Vergangenheit war es bei mir oft der Fall, das für das letzte wichtige Signal kein Kanal am Oszilloskop mehr frei war, und ich mir dann durch aufwändige Basteleien behelfen musste. Dem sollte durch die digitalen Kanäle vorgebeut werden. Es musste also schon mal ein MSO (Mixed Signal Oscilloscope) werden. Darüber hinaus hatte ich einen gewissen Mindestanspruch an die Speichertiefe. Alles unter einem Megabyte wurde daher ebenfalls kategorisch von der engeren Wahl ausgeschlossen. Die Arbeit mit Oszilloskopen mit Speichertiefen im Bereich 10-20 kB haben gezeigt, das der kleine Speicher sich bei vielen Messaufgaben als limitierender Faktor herausstellt.
Weniger wichtig war mir hingegen die viel beworbene und meiner Meinung nach oft überbewertete Aktualisierungsrate. Da ich selten auf der suche nach kurzen, sporadisch auftretenden Signalen bin, war diese Eigenschaft weniger wichtig.
Nach viel Überlegen und vielen "noch mal drüber schlafen- Nächten", habe ich mich letztlich für das HMO1024 von Hameg entschieden. Es bietet alles gesuchten Eigenschaften und liegt preislich im Rahmen. Zusätzlich wurde ein 8 Kanal Digitaltastkopf und die Software Optionen zur Decodierung serieller Bussysteme erworben.
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Die Bilder sollen einen ersten Eindruck des Geräts vermitteln. Dei Verarbeitung ist gut. Die Bedienelemente, insbesondere die kleineren Drehknöpfe sind jedoch sehr gewöhnungsbedürftig. Sie verfügen über keine mechanischen Rasten, man bekommt also keine haptische Rückmeldung wenn man an ihnen dreht. Darüber hinaus wirken sämtliche Drehknöpfe weich und unpräzise, die kleineren vermitteln den Eindruck als würde sie irgendwo schleifen.Das wäre sicher besser gegangen. Sämtliche Tasten haben hingegen einen angenehmen Druckpunkt und sind gut erreichbar.
Das Hameg verfügt nicht pro Kanal über einen seperaten Drehknopf für die Vertikalempfindlichkeit/Vertikalposition. Statt dessen gibt es einen Knopf, dessen Funktion über einen vorherigen Tastendruck dem gewünschten Kanal zugeordner werden kann. Entgegen meiner Befürchtung ist dieses Konzept durchaus prakikabel und nach kurzer Eingewöhnungsphase genauso schnell zu bedienen wie bei anderen Geräten mit getrennten Drehknöpfen.
Alle Funktionen die man von einem DSO dieser Preisklasse erwarten kann, erfüllt das Hameg gut und zuverlässig. Das Bedienkonzept ist an der ein oder adneren Stelle etwas hakelig, aber im Allgemeinen gut durchdacht und intuitiv. Die folgenden Screenshots sollen einen Eindruck der Oberfläche vermitteln. Im Bild rechts sind im unteren Bildbereich 2 digitale Kanäle zu sehen. Diese werden über den Digitaltastkopf HO3508 eingespeist. Wenn dieser aktiviert wird, steht der Analoge Kanal Nr. 3 nicht mehr zur Verfügung! Es stehen also bestensfalls nur 3 Analoge + 8 digitale Kanäle zur Verfügung.
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Eine wertvolle Besonderheit sind die Decodier und Triggermöglichkeiten auf seriellen Bussystemen. Die folgenden Bilder zeigen die Decodierung eines Frames auf einem I²C Bus. In diesem Fall werden zwei Analoge Kanäle als Quelle genutzt, das selbe wäre aber auch über die digitalen Kanäle des HO3508 möglich. Es können bis zu 2 Bussystem gleichzeitig analysiert werden. Es sind sehr umfangreiche Triggerbedingungen möglich, beispielsweise kann auf eine bestimmte I²C Adresse (schreiben oder lesen), und/oder den Inhalt einer Übertragung getriggert werden.
Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit dem Gerät. Punktabzug gibt es allerdings im Bereich Haptik dank der billig wirkenden Drehknöpfe und im Bereich der Benutzeroberfläche, die Stellenweise doch etwas zu verwirrend aufgebaut ist.